Premiere in Brüssel: LSS heizt Gebäude mit Wasser aus der Senne

Das Landesamt für Soziale Sicherheit (LSS) hat heute eine innovative Wärmepumpenanlage an der Senne offiziell in Betrieb genommen. Zwei leistungsstarke Wasser-Wasser-Wärmepumpen (zusammen 1.400 kW), die in Zusammenarbeit mit dem Umweltunternehmen Veolia realisiert wurden, machen das Brüsseler LSS-Gebäude in Zukunft praktisch unabhängig von Gas. Das System ist einzigartig: Zum ersten Mal wird Flusswasser unter einem städtischen Gebäude in diesem Umfang zum Heizen genutzt. Mit der Anlage lassen sich jährlich 361 Tonnen CO₂ und Energiekosten in Höhe von rund 150.000 Euro einsparen. So lässt sich der Nachweis erbringen, dass fossilfreies Heizen ohne größere Renovierungsarbeiten möglich ist.

Energie aus dem Fluss unter dem Gebäude

Unterhalb des LSS-Gebäudes fließt die überdeckte Senne. Was heute eine innovative Energiequelle ist, war in der Vergangenheit ein Grund zur Sorge. Im 19. Jahrhundert hatte Brüssel mit Überschwemmungen und Krankheiten zu kämpfen, was zur Begradigung und Überbauung des Flusses führte. Heute bietet derselbe unterirdische Wasserlauf neue Möglichkeiten: Dank einer technischen Glanzleistung – wobei der Fluss unter Vakuumdruck angesaugt wird – gelingt es dem LSS, die natürliche Wärme des Wassers zur Beheizung des gesamten Gebäudes zu nutzen.

Dies erfolgt mit zwei Wasser-Wasser-Wärmepumpen mit einer Leistung von jeweils
700 kW, die das Flusswasser filtern, entgasen und dann zur Wärmeerzeugung nutzen. Wärmepumpen sind mehr als viermal so effizient wie herkömmliche Gaskessel, was sich nicht nur in einer Senkung der CO₂-Emissionen, sondern auch einer Reduzierung der Energierechnungen auszahlt. Das System funktioniert autonom, wobei die vorhandenen Heizkessel als Reserve bei extremer Kälte oder während der Wartung beibehalten werden.

Die Anlage hat keine negativen Auswirkungen auf das Leben im Wasser. Im Gegenteil, das zurückfließende Wasser der Senne kühlt den Fluss um durchschnittlich 0,1 °C ab und trägt so zu einer besseren Sauerstoffbilanz bei. Brüsseler Umweltbehörden erteilten nach einer gründlichen Analyse die erforderlichen Genehmigungen.

„Dank dieser Anlage ist Gas für unser Gebäude praktisch überflüssig“, erklärt Koen Snyders, Generalverwalter des LSS. „Wir können unseren Wärmebedarf fast vollständig mit erneuerbarer Energie aus der Senne decken. Und das mit einem viermal höheren Wirkungsgrad als bei herkömmlichen Anlagen.“

Technologisch einzigartig in Brüssel

Dieses Projekt ist ein Novum in Bezug auf die Größe, die Temperaturkapazität (bis zu 80 °C) und den Standort über dem Fluss. Die Amortisationszeit dieses Systems ist mit 20 Jahren deutlich geringer als bei alternativen Technologien wie Luft-Wasser-Wärmepumpen (39,5 Jahre), die zudem nur 90 % des Heizbedarfs decken würden.

Als Planungs-, Bau- und Wartungspartner war Veolia für die komplette Realisierung des Projekts verantwortlich, von der technischen Planung bis hin zu Installation und Betrieb.

„Diese Anlage zeigt, dass technologische Innovation mit konkreten Verbesserungen einhergehen kann“, erklärt Franck Arlen, CEO Veolia Belgien & Luxemburg. „Das Projekt passt auch perfekt zur GreenUp-Strategie von Veolia, mit der wir uns für effiziente, erneuerbare Lösungen einsetzen, die unseren Partnern helfen, kohlenstofffrei zu werden.“

Synergie mit dem Bahnhof Brüssel-Midi

Seit 2024 sind die Wärmenetze des LSS und des Bahnhofs Brüssel-Midi miteinander verbunden. Anfang 2025 hat diese Verbindung bereits ihr strategisches Potenzial bewiesen: Als die Gaskessel des Bahnhofs Brüssel-Midi vorübergehend ausfielen, lieferte das LSS 1 Megawatt Wärme. Diese Zusammenarbeit illustriert, wie öffentliche Gebäude die gegenseitige Energieversorgung verbessern können. 

Zukünftige Möglichkeiten

Das LSS prüft weitere Synergiemöglichkeiten mit Partnern wie Veolia und NMBS, z. B. die gemeinsame Nutzung von Solarenergie oder den Anschluss an andere lokale nachhaltige Energiequellen. Dieses Projekt beweist, dass die bestehende städtische Infrastruktur einen Beitrag zur Energiewende leisten kann – ohne groß angelegte Umbauarbeiten, sondern mit intelligenter Technologie und Formen der Zusammenarbeit.

Energieunabhängigkeit steigern

„Dieses Projekt zeigt, wie wir unsere öffentlichen Gebäude modernisieren und gleichzeitig unsere Energieunabhängigkeit erhöhen können“, erklärt David Clarinval (Vizepremierminister und Minister für Arbeit, Wirtschaft und Landwirtschaft): „Es illustriert, dass es möglich ist, Effizienz, Nachhaltigkeit und Modernisierung zu kombinieren, und fügt sich in die Vision einer effizienteren, flexibleren Behörde ein, die unsere Klimaziele respektiert.“

„Ich bin sehr stolz darauf, dass unser Landesamt für Soziale Sicherheit nunmehr auf die Gasheizung verzichtet“, sagt Frank Vandenbroucke (stellvertretender Premierminister und Minister für Soziales und Volksgesundheit, zuständig für Armutsbekämpfung): „Jeder, der sich dafür entscheidet, macht unser Land ein wenig unabhängiger von extremen Machthabern wie Putin. Außerdem ist das Heizen ohne fossile Brennstoffe nicht nur gut für das Klima, sondern auch für unsere Gesundheit. Weniger Emissionen bedeuten sauberere Luft und weniger Krankheiten. Unser nächstes Ziel ist klar: Eine Wärmepumpe sollte die günstigste Option für jede Familie sein. Nur dann machen wir unsere Gebäude gesünder, unsere Luft sauberer und unser Land weniger abhängig von Gas.“

Über das LSS

Das LSS erhebt Sozialbeiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, sammelt und kontrolliert Daten über Löhne und Arbeitszeiten und stellt Mittel für die belgische Sozialversicherung bereit. Das LSS nimmt auch spezifische Aufgaben für Expatriates, Seeleute und den Sozialfonds Maribel wahr.

Der Inspektionsdienst des LSS spielt eine entscheidende Rolle bei der Überwachung der Einhaltung der Sozialversicherungsgesetzgebung. Die Inspektoren kontrollieren die Unternehmen, bekämpfen Sozialbetrug und stellen sicher, dass die Arbeitgeber ihre Verpflichtungen korrekt erfüllen.

Mit Meldeprogrammen wie DmfA und Dimona engagiert sich die Organisation für e-Government und technologische Innovation, um schnell und flexibel auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können.

Über Veolia

In Belgien und Luxemburg bietet Veolia mit seinen 4.300 Mitarbeitern integrierte und innovative Lösungen für das Wasser-, Abfall- und Energiemanagement von Unternehmen und Gemeinschaften. Mit seinem breit gefächerten Portfolio an Aktivitäten will das Unternehmen den ökologischen Fußabdruck seiner 50.000 Kunden verringern und ein zuverlässiger Partner bei der Beschleunigung ihres ökologischen Wandels sein. Im Jahr 2024 betrug der Umsatz von Veolia Belgien und Luxemburg 998 Millionen Euro.

Weitere Informationen auf www.veolia.be/nl

Veolia hat sich zum Ziel gesetzt, das Referenzunternehmen für den ökologischen Wandel zu werden. Mit fast 215.000 Mitarbeitern auf fünf Kontinenten entwirft und implementiert die Gruppe nützliche, praktische Lösungen für das Wasser-, Abfall- und Energiemanagement, die aktiv zu einer besseren Welt beitragen. Mit seinen drei komplementären Geschäftstätigkeiten trägt Veolia dazu bei, den Zugang zu den Ressourcen zu ermöglichen sowie die vorhandenen Ressourcen zu erhalten und zu erneuern. 2024 versorgte die Veolia-Gruppe 111 Millionen Menschen mit Trinkwasser und 98 Millionen mit gereinigtem Abwasser. Das Unternehmen produzierte 42 Terawattstunden Energie und verwertete 65 Millionen Tonnen Abfall. Veolia Environnement (Paris Euronext: VIE) erzielte im Jahr 2024 einen konsolidierten Umsatz von 44,7 Milliarden Euro. Weitere Informationen auf www.veolia.com/en