Alt heißt nicht ausrangiert
Die Bevölkerungsalterung war in Belgien ein wichtiger Impulsgeber für mehr als zwei Jahrzehnte sozialpolitischer Reformen. Renten und Gesundheitsleistungen machen gegenwärtig den größten Teil der Ausgaben der sozialen Sicherheit aus (10,7 Prozent des BIP werden für Renten aufgewendet), in beiden Bereichen mit deutlich steigender Tendenz.
Ein wohlverdientes Alter
Das belgische Rentensystem umfasst drei Säulen. Die erste Rentensäule ist die gesetzliche Rente.
Das gesetzliche Rentenalter liegt derzeit bei 65 Jahren. Es steigt auf 66 in 2025 und auf 67 in 2030.
Die zweite Säule ist die Zusatzrente über den Arbeitgeber oder Sektor. Zusatzrentenpläne mit einem sozialen Charakter werden durch steuerliche Vorteile gefördert, die an Bedingungen gebunden sind.
Die dritte Säule ist das individuelle Rentensparen und/oder das langfristige Sparen, die ebenfalls durch steuerliche Bedingungen stimuliert werden.
Die Anhebung des Rentenalters wird durch Maßnahmen ergänzt, die einen sanften Übertritt vom Erwerbsleben in den Ruhestand gewährleisten sollen. Selbstständige können in Belgien ebenfalls mit einer Rente rechnen, und zwar seit 1956.
Niemand wird ausgeschlossen
Nicht alle haben die Möglichkeit, sich eine Rente aufzubauen. Darum erkennt die soziale Sicherheit auch Ehepartnern abgeleitete Rechte zu:
- Ehegatten von Angestellten und Selbstständigen haben Anrecht auf einen Teil der Rente ihres ehemaligen Ehemannes oder ihrer ehemaligen Ehefrau.
- Stirbt ein Ehegatte oder eine Ehegattin, hat der hinterbliebene Partner Anspruch auf eine Hinterbliebenenrente.
Und schließlich wird mit der Einkommensgarantie für ältere Menschen sichergestellt, dass alle ein für einen würdigen Lebensstandard ausreichendes Einkommen erhalten und dass niemand vergessen wird.
Für die Pflege sorgen
Wenn wir über das Alter sprechen, dann müssen wir auch an eine angemessene Gesundheitsversorgung in diesem Lebensabschnitt denken. Neben der allgemeinen Erstattung der Gesundheitskosten können ältere Menschen auch mit einer Beihilfe für häusliche Pflege rechnen, so dass sie länger unabhängig wohnen können.
Angestellte und Selbstständige haben Anspruch auf Urlaub und Zuschüsse, um kranke Angehörige zu pflegen. Können ältere Menschen nicht mehr zu Hause bleiben, dann übernimmt die soziale Sicherheit einen Teil der Pflegekosten in einem Alters- und Pflegeheim übernommen.
Wer wird dafür aufkommen?
In den nächsten Jahrzehnten wird die Bevölkerungsalterung zu erhöhten Ausgaben für Renten und Gesundheit führen. Zugleich wird die Erwerbsbevölkerung schrumpfen. Darum fordert die Regierung die Bürgerinnen und Bürger auf, länger zu arbeiten. Als Rentner können Sie unter bestimmten Voraussetzungen ein unbegrenztes Zusatzeinkommen verdienen.
Aber wird sich dies auf die gesetzliche Rente auswirken? Dies kann man leicht auf www.mypension.be herausfinden. Hier können Sie gleich nach dem Eintritt ins Arbeitsleben die Rückstellung Ihrer Rentenansprüche nachverfolgen und sich so besser auf den Ruhestand vorbereiten. Man ist nie zu jung, um dazuzulernen.
Gesundheit & Altern
Erzähler: Die Lebenserwartungsrate in Belgien hat 81,6 Jahre erreicht, was über dem Durchschnitt der OSZE liegt.
Bis zum Jahre 2060 werden rund 2 Milliarden Menschen älter als 60 sein, was das Doppelte der heutigen Zahl ist. Wir müssen sicherstellen, dass wir weiterhin den Bedürfnissen dieser Altersgruppe entsprechen können.
Cecilia Kankonda: Nach einer Laufbahn von 20 Jahren in einem großen Unternehmen erwäge ich, mich als Selbständige zu etablieren. Da habe ich mich gefragt : was wird mit meiner Pension, mit meinem monatlichen Nettoeinkommen passieren ? Wieviel werde ich verdienen ? Wird es mehr oder weniger sein ? Wenn ich vorzeitig in den Ruhestand trete, welchen Einfluss wird dies haben ?
Dann habe ich von der Website mypension.be erfahren, wo ich alle gewünschten Antworten bekommen habe. Großartig !
Erzähler: Mypension.be ist eine Website, wo man den genauen Pensionsbetrag bekommt, den man in Zukunft erhalten wird. Wir werden immer älter und das ist eine gute Nachricht. Wir müssen aber auch darüber nachdenken, wie unsere soziale Sicherheit an diese anstehende Welle ‚älterer‘ Bürger angepasst werden soll.
Um die Altersrenten bezahlbarer zu machen, ermutigt die Regierung zurzeit die Leute, länger zu arbeiten. Zum Beispiel, wenn Sie Rentner und noch immer voller Energie sind, können Sie wöchentlich eine begrenzte Anzahl von Stunden arbeiten, ohne Steuern auf das zusätzliche Einkommen zu zahlen.
Andererseits erwarten wir nicht von den Leuten, dass sie bis weit in ihren Sechzigern hart arbeiten werden. Ab dem Alter von 55 Jahren können Sie damit anfangen, weniger zu Arbeiten und eine Zusatzleistung bekommen, bis Sie in den Ruhestand treten.
Überdies hat unsere Regierung in Bezug auf das Krankenpflegesystem sichergestellt, dass die älteren Menschen länger selbständig leben können. Sie können dafür mit einer finanziellen Zuwendung rechnen.
Unser Gesundheitswesen hat große Anstrengungen unternommen, um die medizinische Basisversorgung zu stärken und eine bessere Koordinierung der Versorgung zu fördern, um den Bedürfnissen einer alternden Bevölkerung mit einer wachsenden Gruppe von Menschen mit chronischen Krankheiten gerecht zu werden. Angestellte haben das Recht, einen Urlaub zu nehmen und eine Leistung zu erhalten, um sich um einen kranken Familienangehörigen zu kümmern.
Und schließlich möchten wir elektronische und mobile Anwendungen im Gesundheitswesen anbieten, welche die Gesundheitslage unserer Bürger eingehender verfolgen können und weniger Krankenhausaufnahmen garantieren können. Sie tragen auch zur Senkung der Kosten und zur Verbesserung der Versorgungsqualität bei.
Junge Technologien für nicht mehr ganz so junge Menschen
Elektronische und mobile Anwendungen im Gesundheitswesen erlauben eine enorme Verbesserung der Dienstleistungen für ältere Menschen und für weniger mobile Patienten.
Dank Fernüberwachung müssen Patienten für bestimmte Untersuchungen nicht mehr zum Arzt gehen und Ärzte können ihre Patienten aus der Ferne untersuchen und beraten. Mobile und elektronische Gesundheitsanwendungen bedeuten einen schnelleren Informations-zugang, bessere Untersuchungen, weniger stationäre Behandlungen, verringerte Kosten und eine bessere Qualität der medizinischen Versorgung.